„Alter Grebel“ – ehemaliges Lotsenversetzboot aus Kaub

1988 kaufte der RYC von der Fa. Lotsendienst Kaub GmbH durch Vermittlung des Kameraden Matthias Schneider das Lotsenversetzboot „Lotsendienst 3“ und über-führte es in den Rüdesheimer Hafen. 

Auf der Binger Schiffswerft wurde ein kleiner Ladebaum mit ca.1000 kg Hebekraft achtern aufgebaut, so dass der „Alter Grebel“ für alle Arbeitseinsätze gerüstet ist.

Bis heute ist das Schiff als Schlepper, Arbeitsboot, Ankerleger und für Ausbildungs- und Prüfungsfahrten für den RYC ständig im Einsatz gewesen. Alleine schon durch die Führerscheinausbildung hat sich der Anschaffungspreis von 1988 amortisiert. Auch viele Havaristen im Rüdesheimer Fahrwasser wurden in kameradschaftlicher Hilfeleistung unter Wassersportlern vom „Alter Grebel“  abgeborgen und in den sicheren Hafen oder zur Binger Schiffswerft verschleppt.

So verrichtet das ehemalige Lotsenboot auch heute noch seinen Dienst und ist im Club zu einem nicht mehr weg zu denkenden „Mädchen für alles“ geworden.

Zur Historie des Schiffes:

„Lotsendienst 3“ wurde im Auftrag der Kauber Lotsengenossenschaft 1958 auf der Rhein Werft in Mainz-Mombach gebaut. Sie war das 3. der drei baugleichen Lotsen-versetzboote in Kaub. Zur damaligen Zeit war das Binger Loch noch nicht verbreitert und im Gebirge zwischen St Goar und Bingen galt Lotsenpflicht. Alleine in Kaub gab es damals 116 Lotsen, die nur die Strecke von Kaub nach Bingen abdeckten. Für die Talfahrt bis Kaub waren alleine die Binger Lotsen zuständig. So war das Geschäft sauber verteilt und die Schifffahrt boomte während Kaub sich zu einem  wohlhaben-den Schifferstädtchen mauserte. Vor der Zeit der motorisierten Versetzboote ruder-ten die Kauber Lotsen noch mit kleinen Schaluppen („Schlupp“) an die Bergfahrer heran, enterten an Bord und nahmen ihre „Schlupp“ bis Bingen im Schlepp mit. Zu Tal fuhren sie dann wieder mit Strömung und Muskelkraft oder ließen sich von einem Talfahrer auf den Haken nehmen.

Erst mit der Vertiefung und Verbreiterung des Binger Lochs von 30 m auf 120 m in den Jahren 1970 – 1974 nahm das Lotsengeschäft in der Gebirgsstrecke ein jähes Ende. Die Tal- und Bergfahrer benötigten nun keine Lotsen mehr und die Kauber Lotsen mussten sich nach anderen Arbeitsplätzen umsehen.

Da die 3 Lotsenboote nun nicht mehr zum Einsatz kamen, verkaufte man sie. Eines ging an den RYC, von dem es auf den Namen „Alter Grebel“ getauft wurde, was so viel wie alter Miesepeter bedeuten soll. Ein anderes kaufte das Schloss Reinharts-hausen, wo es bis heute noch als „Preußens Gloria“ den Fähr- und Schleppverkehr zur Mariannenau versieht. Das 3. Schwesterschiff soll nach einigen Umwegen als Kanonenboot auf dem Kongo im Einsatz sein.

In die Schlagzeilen geriet unser „Alter Grebel“ 1999, als er am Karfreitagmorgen an seinem Liegeplatz im Rüdesheimer Hafen auf Tauchstation ging. In einer aufwändi-gen Rettungsaktion mit Feuerwehren aus Rüdesheim und Eltville und dem Havarie-unternehmen Mohr aus Walluf wurde der „Alter Grebel“ schließlich  geborgen und sofort wieder flott gemacht. Durch eine Bilgepumpe für das Regenwasser, die kein Rückschlagventil hatte, war über Nacht der Hafen in das Schiff zurückgelaufen und hatte es zum Sinken gebracht.

Technik:

Material: Stahl
Länge: 14,50 m
Breite : 3,80 m
Tiefgang: 0,95 m
Verdrängung: 12.50 t

Maschine:

Deutz  F 6L  6-Zylinder Diesel luftgekühlt
Leistung: 75 PS (gedrosselt)
Drehzahl: 1500 U/Min
Baujahr:  1968

Führerschein:

Sportbootführerschein Binnen

 

H.F.

Schreibe einen Kommentar