Fun Regatta 2023: Sommerausflug der Seglerfamilie

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Eine große Teilnehmerschar machte die Fun-Regatta auch 2023 wieder zu einem echten Saison-Highlight. Bei der vom SCR gemeinsam mit dem Rüdesheimer Yachtclub e.V. organisierten Veranstaltung nahmen aus vielen weiteren Clubs der Umgebung in Summe fast 50 Boote teil. Ein echtes Familientreffen der großen Anzahl von Rheinseglern.

Neben dem SCR und dem RYC starteten insbesondere der Wassersportverein Schierstein, der Schwimm Club Wiesbaden und der Motorbootclub Mittelrhein mit großen Flotten (je 6-12 Boote), außerdem waren auch der Schwimmsport Verein Undine, sowie SCM und der SCWP mit teils mehreren Booten vertreten, zusätzlich ein Boot vom WSW. Dabei stellte die Shark24-Klasse mit über 10 Booten die größte Einzelklasse dar, vor Karavel, J80, H-Boot und K25, die ebenfalls mit je mehreren Boote vertreten waren. Darüber hinaus gab es eine bunte Mischung vieler weiterer Typen. Das zeigt, dass insbesondere die Fahrtensegler die Fun-Wettfahrt längst als attraktive Regatta-Variante schätzen gelernt haben, aber natürlich ging es neben dem Spaß immer auch um den seglerischen Vergleich.

Im Einsatz waren auch die Begleitboote „Lutscher“ und „Whaly“ mit SCR-Besatzungen, die Motoryacht „Felix“ gesteuert von Bernd Heidlindemann vom SCR, sowie „Schmackes“ gesteuert Frank Stoffer, und ein weiteres Boot vom Rüdesheimer Yachtclub. 

„Seid ihr auch alle da?“

Schon am Vorabend aufgeregtes Warten: Würden es die Rüdesheimer Segler rechtzeitig bergauf schaffen? (Natürlich!) Ist der Wind schon unterwegs? (Vielleicht). Und kommt er auch wirklich aus Westen? (Wer weiß…) Währenddessen spielte die Band Jazz Track mit Jürgen Möller zur gut besuchten Einstimmungsfeier auf das Segelwochenende am Freitagabend, wo Familie Zahn vom Club Restaurant “Rheinsegler“ für das kulinarische Wohl sorgte.

Unzählige Helfer hatten in Walluf beim SCR und in Rüdesheim beim RYC schon Tage vorher mit den Vorbereitungen begonnen, fünf Begleitboote für die 20 km Streckenfahrt fit gemacht, Crews registriert, Fragen beantwortet und schließlich am Samstag den 17.6. den Start knapp talwärts der der Schiersteiner Hafenausfahrt bei Rheinkilometer 506,2 organisiert. Kurz nach 14:00 wurde es dort dann richtig voll auf dem Wasser. Freudige Erwartung und hektische Betriebsamkeit an allen Schoten. Es sind tatsächlich fast alle da. Inklusive einiger kurzfristige Nachmelder, über die wir uns genauso gefreut haben.

„Wann geht es endlich los?“

Wer jemals eine Horde Kinder vor dem Geburtstag oder Segelboote vor dem Regattastart beaufsichtigt hat, kennt diese Frage nur zu gut. Regelmäßig kam eines aus der Schar zu Mama und Papa, um die Frage aller Fragen loszuwerden. Und nicht wenige davon konnten es offensichtlich kaum erwarten und verbanden „Löcher in den Bauch fragen“ mit „Kuscheln“. Blöd nur, dass Startmama „Whaly“ (das neue Sicherungsboot des SCR) am Boden festgebunden war und die ganz engen Annäherungsversuche nicht mit gleichem Enthusiasmus erwidern konnte. 

Und die Antwort auf die Frage war sowieso immer die gleiche wie zuvor bei der Steuermannsbesprechung: „Start um 14:30, oder früher wenn der Wind aufbrist“. Warum dann selbst lange nach halb drei und trotz mehrfachem Tonsignal immer noch ein großer Pulk vor Schierstein wartend Kreise zog, ließ sich auch später nicht mehr vollständig aufklären. Segelboote sind halt wie Kinder: Sie wollen nicht immer hören…

„Habt ihr uns auch gesehen?“

Ja, wir sehen Euch! Wenn ihr schön brav NACHeinander über die Linie kommt. — Zeitnehmerin Petra Büsing hatte alle Hände voll zu tun, Segelnummern und Startzeiten aufzuschreiben und Boote auseinanderzuhalten. Aber routiniert und professionell entging ihr kein Parallelstart und auch nicht die hier nicht näher zu benennende Shark24, die sich an der die Startlinie gleich mehrfach aufschreiben ließ. Ob dieser Anlauf notwendig war, um die vermeintlich 17 gezählten Boote weltmeisterlich zu überholen? Vielleicht sollten wir mal bei der Klassenvereinigung nachfragen, die wird es bestimmt wissen…

„Wo ist der Spielplatz“

Direkt nach dem Startboot. Und schön aufpassen, daß ihr die Großen nicht stört! — So segelten bei erneut strahlendem Sonnenschein fast 50 Boote unter Vollzeug nach Westen. Immer schön auf Abstand von der Großschiffahrt. Derweilen hatte sich der Wind schöne Spiele für Segelkinder und Erwachsene ausgedacht: 

Runde 1: „Fangen“. 100 große weiße Tücher sammeln fleißig den Wind bis es auf den Booten angenehm schräg wird.

Runde 2: „Erschrecken“. Der freche große Bruder des Windes, die Böe springt vor Eltville mit Getöse um die Ecke und sorgt bei einigen für kurzfristige Nervenkitzel und gelegentlich auch weniger angenehme Schräglagen. Was dann auch mehrfach zur beliebten Spielvariante „Sonnenschuss“ führte. 

Runde 3 „Verstecken“. Vor Heidenheim war kein Windhauch mehr zu sehen. 240 Segleraugen suchen hinter jedem Uferstrauch und jeder Welle nach einer Brise. Einige fanden sie schnell und manche verloren sie auch genauso schnell wieder. Und die Kreativen lernten, daß Geschwindigkeit auch durch geschicktes Ausnutzen der Strömungen entstehen kann. Sofern man mit Fahrt im Schiff noch steuerfähig bleibt.

„Was machen wir hier?“

Grundstücke besichtigen, mein Kind! Einige fuhren wirklich ganz ganz nah ran und man konnte den Eindruck bekommen, dass der Wunsch mit Boot und Familie „seßhaft“ zu werden schon sehr ausgeprägt war. Ob beim Dreher eines Windhauchs am Leitwerk der Mariannenaue, am Rand der Großen Gieß oder später an Flachstellen hinter Ingelheim. Gut daß unsere Segler sich mit Grund und Boden gut auskannten und professionell einschätzten: „Der Baugrund ist zu kiesig!“

Unter kurzfristiger Mithilfe des eigenen Motors (wir haben mal kurz weggesehen!) oder des Rüdesheimer Begleitboots „Schmackes“ mit viel Schmackes ging letztendlich doch alles glimpflich aus. Und ab Oestrich war auch der Wind immer mal wieder zum Spielen bereit. 

Motorboot Felix mit vielen Beobachtern auf der Flybridge half da schon an der Fahrwasserteilungs-Tonne vor Rüdesheim, um nach 3 Stunden Segeln noch einmal Konzentration einzufordern. (Nochmal für alle, die nicht zugehört haben: „An Backbord liegen lassen!“). Auch, um nicht gleich noch an der Hafeneinfahrt vorbeizufahren. Dort am Ziel standen auf der Spitze der Hafenmole schon die eifrigen Gastgeber aus dem Rüdesheimer Yachtclub bereit, um die Zielzeiten zu nehmen. Das Startboot war zu diesem Zeitpunkt längst zum Besenwagen mutiert, motivierte die Nachzügler, tröstete die Verzweifelten und sorgte sich um die Windlosen an der Fahrwasserkante. 

„Wann gibts was zu Essen?“

Gleich. Wenn ihr durch den Schlick der Rüdesheimer Hafeneinfahrt durch seid! Das aktuell wieder niedrige Wasser stellte zum Abschluss noch einmal eine mehr oder weniger große „Hürde“ dar, die aber alle Segler gut übersprangen. Wenngleich manchmal mit einem kleinen Test der Grundbeschaffenheit. Was letztendlich sogar dem Tiefgangskönig Corsa 915 mit 2-Meter-Kiel gelang. 

Dahinter hatte der RYC 50 zusätzliche Liegeplätze für alle Teilnehmer und Begleitboote organisiert und den Grill für 120 hungrige Menschen angeworfen. Dazu gab es 100 Liter Freibier und Musik vom DJ bis Mitternacht. 

„Wer hat denn jetzt gewonnen?“

Nicht so schnell, wir müssen noch rechnen! Und ein paar kleinere Sachverhalte rund um Segelnummern und fehlende Zeiten aufklären. Doch Fun-Wettfahrt-Initiator Jürgen Grund und Petra Büsing hatten alles im Griff und konnten zur Siegerehrung das Gesamtklassement zur Verfügung stellen. Birgit Flurer vom RYC und Uli Rosskopf vom SCR ehrten dabei auf unnachahmliche Weise jedes Boot der Rangliste einzeln. Dazu gab es für alle ein schönes Fläschchen und für jedem Teilnehmer einen Griff in die bunte Kiste mit den gespendeten Geschenken. Wer nicht dabei war hat was verpasst.

  • Schnellstes Schiff nach gesegelter Zeit war „Firlefranz“ von Franz Schollmayer, SCR. 
  • Sieger nach Yardstick war „Fuchur“ von Holger Wiegmann, SCW.

Und den schönsten Wanderpokal von allen bekam das Boot mit der „längsten Zeit auf dem Wasser“. Nur welches war das noch gleich…? 

„Wann sind wir endlich zu Hause?“

Das dauert, wir müssen nämlich noch den Berg hinauf! Nach mehr oder weniger viel Schlaf auf dem eigenen Boot) und einem ausgiebigen Seglerfrühstück ging es am Sonntagmorgen für die meisten Segler wieder bergwärts zu den Heimathäfen. Auch dies wieder bei bestem Sonnenschein. Nur der Wind hatte sich vorsichtshalber versteckt, um nicht wieder arbeiten zu müssen (wer will schon dutzende Boote schieben?). So wurde es ein mehr oder weniger langer Weg mit dem „Eisensegel“. 

Nur Pinocchio erzählt, er sei von einem weißen Engel fast fliegend den Berg hinauf gezogen worden. Ob man das wohl glauben kann…?

DANKE an alle!

Alles in allem war es ein toller Familienausflug der Seglergemeinschaft auf dem Rhein.

Wir gratulieren den Siegern, allen teilnehmenden Crews und danken der großen Zahl an Helfern für Vorbereitung und Durchführung. Insbesondere danken wir für die Gastfreundschaft in Rüdesheim Birgit Fluhrer, die mit ihrem Team eine organisatorische Meisterleistung hinlegte, um Liegeplätze für die gesamte Flotte, Abendessen für 120 und Frühstück für rund 50 Segler plus eine tolle Party organisierte. Natürlich auch allen Spendern für die kreativen Geschenke für die Crews, das Freibier, die Bereitstellung einer Motoryacht und vieles mehr.

Ein Dank auch an die Wasser- und Schiffahrtspolizei für ihre wie immer partnerschaftlich Unterstützung.

Und wir danken der DLRG, die den „Lutscher“ trotz noch vollem Tank die letzten 50 m nach Walluf schleppen musste. Wir hoffen, er hat nicht für länger ausgelutscht…

P.S. Nach der Regatta ist vor der Regatta. In diesem Fall die Herbstregatta am 2. und 3 September. Gemeldet werden kann hier unter manage2sail. Auch hierbei wird es wieder eine kurze Fun-Wettfahrt geben.