Wir haben es geschafft, und wie!
Freudig strahlende Gesichter und teilweise sehr emotionale Reaktionen, das war der Lohn für unser Aktionswochenende am 31.08 und 01.09.2024 im Schiersteiner Hafen: „Inklusives Segeln“.
Bei hervorragenden Bedingungen mit 7-9 Knoten Ostwind und strahlendem Sonnenschein Segeln im Schiersteiner Hafen, was willst Du mehr?
36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, meist mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, einige mit Partnern oder Freunden ohne Beeinträchtigung konnten am Samstag auf unterschiedlichen Booten jeweils 2 Stunden segeln. Eine echte inklusive Veranstaltung.
Auf dem tollen Gelände des Wiesbadener Schwimmclubs am westlichen Ende des Hafens konnten dann noch bei Kaffee, Kuchen, Getränken, Würstchen und Salat sich stärken und erfrischen und sich mit den Helferinnen und Helfern der unterstützenden Vereine austauschen. Ein ganz wichtiger Aspekt: Begegnung schaffen, miteinander tun, Ängste und Unsicherheiten im Umgang miteinander abbauen, gelebte Inklusion halt.
Wie kam es dazu und was hat das mit unserem Verein zu tun?
Die Idee kam von unserem Jugendwart Heiko Kunert, der unfallbedingt selbst mit Beeinträchtigung segelt, schon seit Beginn beim SV-Rhinos Wiesbaden aktiv Rollstuhlbasketball spielt und aufgrund seiner Ausbildung und Tätigkeit in Förderschulen auch schon beruflich, aber auch privat mit Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen gesegelt ist.
Klar war, dass der RYC das nicht stemmen kann und unser Hafen wirklich nicht barrierefrei ist. Die SV-Rhinos, ein inklusiver Sportverein in Wiesbaden, der neben dem Aushängeschild Rollstuhlbasketball 1. Bundesliga viele unterschiedliche Sportangebote im Breitensport anbietet und unterstütz, hat keine Erfahrung und keine Infrastruktur für das Segeln. Also im Vorstand angesprochen, der das Anliegen sofort unterstützte und losgelegte
Wir haben dann 6 Vereine an einen Tisch geholt:
- Den Schwimmclub Wiesbaden mit einem tollen Gelände und Infrastruktur
- Den RYC mit Expertise, Infrastruktur und Manpower
- Den Wiesbadener Yachtclub mit Infrastruktur und Manpower
- Den Wassersportclub Schierstein mit Inklusionsbeauftragten und Erfahrung beim Inklusiven Paddeln, Infrastruktur und Manpower
- Den Segelclub Rheingau mit Infrastruktur (neu barrierefreies Clubhaus und Ambitionen), Infrastruktur und Manpower
- Den Inklusiven Sportverein SV-Rhinos Wiesbaden, mit notwendigen Kontakten und gut vernetzt und mit Linda Hämmerle eine angestellte absolute Fachfrau.
Nach dem 1. Treffen war klar, wir machen das! Es wurde eine Planungsgruppe eingesetzt und ordentlich vorbereitet. Bei der Suche nach einem rollstuhlgeeigneten Boot bot der Importeur uns eine SV 14 an, ein spezielles Regattaboot mit Schalensitzen und Kiel mit Handsteuerung, im Gesamtpaket in Regattaausführung mit Trailer zu einem Schnäppchenpreis. Es war klar, hier im RYC können wir das Teil nicht so einsetzen, aber der Segelclub Rheingau hat zugeschlagen und konnte das Boot mit Spendenmitteln finanzieren. So hatten wir schon ein rollstuhltaugliches Boot.
In einem großen Vorbereitungsakt haben wir dann alles vorbereitet. Linda und unser Jugendwart haben die Orga mit Ausschreibung, Bewerbung und Einladung und die Pressearbeit übernommen. Heiko hat bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Beeinträchtigungen telefonisch abgefragt und die Boote dementsprechend eingeteilt, Linda den ganzen Schriftkram übernommen und die Infrastruktur des SV-Rhinos mit Mailadresse gestellt. Birgit hat uns bei der übergeordneten Kommunikation der Vereinsführungen unterstützt.
Frank Stoffer, unser Kassenwart, hat mit Heiko eine Spende über 500 € der NASPA-Stiftung klar gemacht, Albert Hedderich hat von der SYNA 750 € Spende organisiert. Dadurch konnten alle Spritkosten, die Absicherung der DLRG und alle Lebensmittel finanziert werden. Danke dafür!
Der Wassersportclub Schierstein hat die Orga des Catering und den Einkauf übernommen.
Der Segelclub Rheingau stellte das Schalensitzboot mit Steuermann, die anderen Vereine jeweils 1 Segelboot mit Skipper, ein Begleitboot mit Besatzung und Helferinnen und Helfer auf dem Platz und an den Stegen.
Martin Linke war der Supervisor am Gelände und organisierte auch die DLRG zur Absicherung auf dem Wasser und auf dem Gelände.
Und dann die Helferinnen und Helfer unseres RYC, unglaublich, diese Leistung!!! :
Orgateam: Heiko Kunert und Albert Hedderich
Supervisorin und Begleitung: Birgit Fluhrer
Stegwart und Meister der Segelboote, Einführung der Bootsführer: Albert Hedderich
Spenden: Frank Stoffer, Albert Hedderich und Heiko Kunert
Begleitboot Schmackes: Frank Claussen, Frank Stoffer, Mario Schroll, Detlef Paneutz
Kielzugvogel (Skipper): Stephan Heid, Norwin Terfoort, Helmut Mertes
Kuchenspenden: Claudia Hedderich, Maria Paneutz, Saskia Mertes, Sabine Haid
Markus Kern, Stefanie Heid
Hilfe beim Thekendienst: Grillmeister Ludwig Bottan, Stefanie Heid, Sabine Haid,
Rita Stoffer, Marina Paneutz, Claudie Hedderich, Susanne
Auf- und Abbau: Albert Hedderich, Frank Claussen, Stephan Heid,
Einen besonderen Dank an Albert Hedderich, der den ausfallenden Heiko Kunert mehr als ersetzte. Als es klar war, dass Heiko nicht einsatzfähig sein wird, brachte er sich mit ins Vorbereitungsteam ein und legte dann voll los: Er organisierte vorab eine Spende bei der SYNA von 750 €, war vom Aufbau bis zum Abbau vor Ort, wies die Bootsführer ein, wies die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein und sorgte für die Verteilung auf die Boote, machte den Stegwart mit dem Überblick über das Ein- und Aussteigen und alle Boote und überzeugte sogar noch seine Frau Claudia Kuchen zu backen und mit Thekendienst zu übernehmen. Hut ab!
Und die Jugend!
Stephan Heid organisierte einen Transport von 3 Optis nach Schierstein. Jürgen Krepella und Helmut Mertes haben mitgeholfen. Und unsere Kids und Jugendlichen nutzten den Samstag und Sonntag ausgiebig zum Üben für die Optiregatta im September. Und an der Theke haben sie auch noch etwas ausgeholfen…
Wie geht es weiter?
Die Resonanz war hervorragend. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten strahlende Gesichter, einige haben direkt gefragt, wie es weitergeht. Andere, gerade die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer waren begeistert und reagierten auch emotional. „Das beste Erlebnis seit meinem Unfall“ meinte ein Teilnehmer, eine Teilnehmerin bedankte sich unter Tränen.
Die Helferinnen und Helfer waren positiv überrascht, wie unkompliziert dann doch der Umgang miteinander war, auch mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung; mal abgesehen von dem improvisiertem Rutschbrett vom Rollstuhl ins Boot. Aber da kann man nachbessern!
Wir werden und mit den Vereinen zusammensetzen und überlegen, was ab der nächsten Saison in der Region angeboten werden kann. Wir vom RYC wurden auch schon angesprochen, ob nicht etwas mit der Einrichtung in Aulhausen gehen könnte.
Aber wir müssen in Ruhe überlegen, was wir stemmen wollen und können. Es hängt in erster Linie von Menschen in unserem Verein oder externen Menschen ab, die sich zutrauen ein Angebot zu entwickeln und anzubieten und auch die Zeit dazu haben.
Für unseren Verein bietet sich sicher an, über das Amt eines Behindertenbeauftragen oder einen Inklusionsbeauftragen nachzudenken, der auch die Belange unserer Mitglieder mit Einschränkung mitdenkt und als Ansprechpartner fungiert.